Was ist Parodontitis?

Bei einer Parodontitis - umgangssprachlich Parodontose genannt, handelt es sich mehr als nur um das Zahnfleischbluten. Es ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontium / Zahnbett), zu dem die Zahnwurzel, Fasergewebe und der umliegende Knochen gehören. Das heißt nicht der Zahn ist krank, sondern das Gewebe, das ihn im Knochen verankert. Für den Zahn ist es im höchsten Maße gefährlich, wenn die Parodontitis ungehindert fortschreitet denn sie führt zum Zahnverlust. Die Parodontitis ist eine bakterielle Infektion, die auch auf andere Zähne übertragen werden kann. Sie ist neben Karies eine der Hauptursachen für den Zahnverlust. 
Parodontitis kann auch deutlichen Einfluss auf die allgemeine Gesundheit haben: das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ist erhöht, ebenso das Risiko für Frühgeburten bei Schwangeren.

Die Behandlung von Parodontitis muss im Rahmen einer systematischen Therapie behandelt werden. Hierbei spielt die Koordination von Vorbehandlung, Aktiver Parodontitistherapie und unterstützender Parodontitistherapie eine entscheidende Rolle. Unser Parodontologe Dr. Sebastian Staufer hat dank seiner Weiterbildung durch den Master of Science in Parodontologie und Implantattherapie und langjährige Erfahrung in der Behandlung von schweren parodontalen Erkrankungen eine ausgewiesene Expertise auf diesem Gebiet. Auch durch die Beteiligung an aktuellen Forschungsprojekten ist eine zeitgemäßige Behandlung auf dem Stand der Wissenschaft gewährleistet. 


    Wie entsteht Parodontitis?

    Ursachen für Parodontitis sind Zahnbeläge (Plaques) und die darin lebenden Bakterien, die sich im Laufe der Zeit stark vermehren und organisieren. Die Stoffwechselprodukte der Bakterien lösen die Entzündung aus, deren erstes Stadium die Zahnfleischentzündung (Gingivitis) ist. Dabei ist das Zahnfleisch geschwollen, gerötet, und blutet beim Essen oder beim Zähneputzen. Es zieht sich zurück, die Zähne kippen und es bilden sich Lücken. Hinzu kommt der Mundgeruch. 
    Durch eine professionelle Zahnreinigung (PZR)  in der Zahnarztpraxis lässt sich die Gingivitis mehrheitlich erfolgreich behandeln. 
    Bleibt die Gingivitis dagegen unbehandelt, geht sie in die Parodontitis über, welche die tiefer gelegenen Strukturen erreicht: das Bindegewebe und den Knochen. In der Folge beginnen sich diese abzubauen, die Zähne verlieren schließlich den Halt. 
    Die Parodontitis wird verursacht und begünstigt durch: 

    • mangelhafte Zahnpflege
    • ungünstige Zusammensetzung der Mundbakterien
    • Nikotinkonsum
    • Diabetes
    • Veränderungen des Immunsystems
    • erbliche Faktoren

    Da Parodontitis typischerweise lange Zeit keine Beschwerden verursacht, wird sie durch Betroffene erst spät bemerkt.


    Diagnostik

    Am Anfang steht die Erkennung und Diagnose. Schon bei regelmäßigen Routineuntersuchungen wird das Zahnfleisch betrachtet und mittels des PSI (Parodontaler Screening Index) die Erkrankung eingestuft. Bei erkanntem Behandlungsbedarf werden Röntgenaufnahmen angefertigt und mit einer speziellen Parodontalsonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen, die sich durch die Erkrankung gebildet haben, nachgemessen. Die Sondierungstiefe zeigt an, wie weit die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Zusätzlich wird die Lockerung der Zähne, der Zahnfleischrückgang und Befall bestimmter Zahnflächen gemessen. 
    Außerdem kann eine bakteriologische Untersuchung (Mikrobiologischer Markerkeim-Test) und/oder genetischer Test geboten sein, um die Krankheitserreger genauer zu identifizieren. 

    Es schließt sich die Vorbehandlung an.


    Vorbehandlung

    Da es bekannt ist, dass die in der Plaques organisierten Bakterien die Parodontitis verursachen, muss diese durch eine professionelle Zahnreinigung beseitigt werden. Das Optimieren der häuslichen Zahnpflege ist eine Voraussetzung für den dauerhaften Erfolg der Parodontalbehandlung. Dazu werden dem Patienten individuell geeignete Zahnputztechniken, Zahnbürsten, Zahnzwischenraumbürsten, Zahnseide und Spüllösungen empfohlen. Ein Mundhygienestatus wird erstellt, indem die Beläge angefärbt werden, um sie besser sichtbar zu machen und in einem Protokoll festgehalten. Das Maß des Zahnfleischblutens als Zeichen der Entzündung wird gemessen. In einer oder mehreren Folgesitzungen wird der Übungserfolg überprüft und es finden gegebenenfalls weitere Unterweisungen statt. Es wird ein hygienefähiger Zustand des Gebisses durch die Glättung von Füllungen, Beseitigung von überstehenden Füllungs- oder Kronenrändern und gegebenenfalls Entfernung von nicht erhaltungsfähigen Zähnen hergestellt. Manchmal stellt sich bereits nach der Vorbehandlung heraus, dass die Verhältnisse so gesund geworden sind, dass eine Parodontalbehandlung nicht mehr notwendig ist. Wenn die Entscheidung zur Parodontal-Behandlung fällt, wird anhand der erhobenen Daten bestimmt welche Art der Behandlung stattfinden soll.


    Scaling

    Scaling ist die sanfteste und nicht chirurgische Parodontalbehandlung. Dabei werden unter lokaler Betäubung die frei liegenden Zahnoberflächen, auch unter dem Zahnfleisch gereinigt. Dazu werden Handinstrumente, Ultraschallinstrumente und maschinelle Instrumente verwendet. Die Zahnfleischtaschen werden mit geeigneten Lösungen desinfiziert. Manchmal wird diese Behandlung medikamentös unterstützt. Heute findet das Scaling in der Regel als die erste und häufig einzige Parodontalbehandlung statt. Dies gilt vor allem für Parodontitis in nicht extrem fortgeschrittenem Stadium. In der sich anschließenden Beobachtungsphase wird festgestellt, ob weiterer Behandlungsbedarf besteht.


    Lappen Operation

    Wird im Laufe der Nachsorge festgestellt, dass nach dem Scaling einzelne Bereiche, Zähne oder Zahnflächen nicht entzündungsfrei geworden sind, stellt sich die Indikation für die so genannte Lappen Operation. Da man nun davon ausgehen muss, dass bei dem Scaling in schwer zugänglichen Nischen und tieferen Zahnfleischtaschen Auflagerungen, Beläge und Bakterien verblieben sind, ist das Ziel der Lappenoperation die Reinigung der freiliegenden Wurzeloberflächen unter direkter Sicht um so auch möglichst jeden Bakterienschlupfwinkel zu erfassen. Dazu werden die Zähne und das Zahnfleisch lokal betäubt, das Zahnfleisch zur Seite geschoben und die Wurzeloberfläche mit geeigneten Mitteln gereinigt. Anschließend wird das Zahnfleisch wieder vernäht.


    Regenerative Verfahren

    • Bei dem Vorhandensein von tiefen, geometrisch bestimmten, ausgebildeten Knocheneinbrüchen kann mittels des GTR-Verfahrens (Guided Tissue Regeneration) verloren gegangenes Gewebe wieder aufgebaut werden. Dazu werden bestimmte Operationstechniken, Knochenersatzmaterialien, eigene Knochenspäne, Barriere-Membranen und Schmelz-Matrix-Proteine verwendet
    • Bei hoch an den Zähnen ansetzendem beweglichem Zahnfleisch oder Zahnfleischbändchen kann ein freies Schleimhauttransplantat oder das Versetzen des Zahnfleischbändchens notwendig sein
    • In manchen Situationen, vor allem bei starken kosmetischen Einbußen an den Frontzähnen, kann zurückgegangenes Zahnfleisch mit geeigneten Operationen wieder aufgebaut werden
    • Bei Verharren der Entzündung kann die antimikrobielle Photodynamische Therapie (aPDT), bei der die Bakterien mit einem speziellen Farbstoff sensibilisiert und mit einem, auf den Farbstoff abgestimmten Softlaser abgetötet werden, indiziert sein.
    • Manchmal kommt Ozon als stark desinfizierendes Mittel zum Einsatz.


      Nachsorge

      Es ist bekannt, dass die Parodontaltherapie nur bei dauerhaft guter Zahnpflege und professioneller Nachsorge in der Erhaltungsphase zum Erfolg führt. Dazu haben wir ein entsprechendes permanentes Prophylaxeprogramm in der Praxis etabliert. Je nach der Situation werden anfänglich üblicherweise Sitzungen im Abstand von 3-4 Monaten vereinbart. In der Regel wird im Laufe der Nachsorgephase festgelegt, ob der Abstand beibehalten, gestreckt oder verkürzt werden muss.


        Kosten

        Die privaten Versicherungen übernehmen in der Regel die Kosten für die Parodontalbehandlungen aller Art. Die so genannte Beihilfe sieht sich nicht an die Bestimmungen der Gebührenordnung für Ärzte und der Gebührenordnung für Zahnärzte strikt gebunden, erfahrungsgemäß übernimmt sie die Kosten für nicht chirurgische und chirurgische Parodontalbehandlungen. Bei zusätzlichen und ergänzenden Verfahren, die nach der Verabschiedung der Gebührenordnung für Zahnärzte 1987 entwickelt worden sind und deswegen in der Gebührenordnung nicht enthalten sein können, entstehen für die Patienten möglicherweise Probleme bei der Durchsetzung der Erstattung der Kosten durch die Beihilfe. Die gesetzlichen Versicherungen wie AOK, Ersatzkassen usw. übernehmen nur die Kosten für einfache Parodontalbehandlungen und der Patient muss gegebenenfalls die zusätzlichen Kosten selbst tragen.

        Seit dem 01.01.2014 bezuschussen einige gesetzliche Krankenversicheurngen die professionelle Zahnreinigung und erkennen damit endlich den - wissenschaftlich seit Jahrzehnten belegten - hohen prophylaktischen Nutzen dieser Vorsorgebehandlung an. Bitte informieren Sie sich bei Ihrer Versicherung, ob diese die professionelle Zahnreinigung bezuschusst!


          Selbsttest

          Befürchten Sie, dass Sie an einer Parodontitis erkrankt sind?
          Unter diesem Link http://www.dgparo.de/parodontitis/selbsttest finden Sie einen Selbsttest für eine erste eigene Einschätzung. 

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